Onkel Sigi
Ein Mann lebt seinen Traum

Die erwachte Ikone

 

 

Der seit 1901 existierende Hersteller Royal Enfield aus England war bis Mitte der 1960er weltweit eine große Nummer im Motorradgeschäft. Seit ca. 1955 gibt es das Schwesterwerk in Indien, was damals für diesen Markt produzierte und man so die Einfuhrzölle umgehen konnte.

Dann kam 1970 der große Einbruch mit dem Einstellen der Produktion in England und folgender Insolvenz, während das Schwesterwerk in Indien nach wie vor Erfolg hatte und die Produktion nie einstellte. Doch wurde im indischen Werk keine große Weiterentwicklung betrieben und Mitte der 1990er Jahre war Royal Enfield ein komplett veralteter und fast schon technisch desolater Betrieb.

Mit Übernahme des Werks durch die indische Industriellenfamilie Lal kam die große Wende für Royal Enfield: Sprößling Siddhartha bekam als sehr junger Mann von deutlich unter 30 von seinem Papa Vikram die Möglichkeit, das Werk zu führen. Selbst begeisteter Motorradfahrer, schaffte Siddhartha mit Beharrlichkeit und frischen Ideen in 25 Jahren, eine völlig veraltete Motorradschmiede zu einem der mittlerweile größten Motorradhersteller der Welt zu machen. Von ca. 25 000 Motorräder 1995 wuchs die Produktion im Jahre 2024 auf sage und schreibe über eine Million!

Die heutigen Motorräder von Royal Enfield zeichnen sich durch ein besonders schönes Design, Robustheit und Alltagstauglichkeit sowie Bezahlbarkeit auch für weniger Betuchte aus. Dazu sind sie Servicefreundlich und Wertstabil, zudem geniesst die Marke schon seit 100 Jahren einen Kultstatus fast wie Harley-Davidson.

Das Besondere ist eben auch, dass Royal Enfield nicht nur ein Name ist, der wiederbelebt wurde, die Produktion wurde seit dem ersten Motorrad von 1901 nie eingestellt. Es wechselten zwar die Besitzer ein paar Mal, aber die Marke hatte immer Produktion. Fortlaufend und stetig.

Der größte Clou war aber sicher der Glücksfall der Übernahme durch die Familie Lal und deren Sohn Siddhartha, begnadeter Visionär und Motorradfan. Er ist so etwas wie der Steve Jobs der Motorradbranche und ich hatte bereits das große Vergnügen, ihn persönlich kennenlernen zu dürfen. Ein überaus symphatischer und zugänglicher Mensch, dem man die Freude anmerkt, schöne Motorräder zu entwickeln und zu bauen.